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Verriegelungen mit einer Seitenfeder -
Entriegelung mit einem zusätzlichen Bauteil

Hebelentriegelung für Springmessern (Lever Lock)

Hebelentriegelung für Springmessern (Lever Lock)

Bei klassischen Springern wird fast immer die Hebelentriegelung verwendet, die auf den ersten Blick wie eine Druckknopfentriegelung bedient wird, aber eine Seitenfeder verwendet.

Übersichtszeichnung

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Bei der Hebelentriegelung befindet sich ein Hebel nahe der Klingenwurzel an der Griffseite mit einem kleinen Bolzen an der Unterseite. Klappt man den Hebel nach hinten und drückt man mit dem Bolzen die Verriegelungsfeder zur Seite, springt die Klinge aus dem Griff. Umgekehrt drückt man wiederum den Hebel und kann die Klinge einschwenken.

Detailaufnahme

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Die Verriegelung in der Griffinnenseite ist jedoch sehr unterschiedlich, da hier nicht der Druckknopf selbst verriegelt, sondern eine Blattfeder, die der Länge nach im Griff liegt. Im Ruhezustand greift die Blattfeder in eine Aussparung der Klingenwurzel und verriegelt sie.

Die Hebelentriegelung wurde von John Nordlow im Jahr 1894 in seinem U. S. Patent Nr. 530,792 beschrieben und wird heute unter anderem von der deutschen Firma Linder, Solingen verwendet.

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Patentzeichnungen

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Linder, Springer

Blattfederverriegelung für Springmesser von Schrade (Automatic Slide by Schrade)

Blattfederverriegelung für Springmesser von Schrade (Automatic Slide by Schrade)

Bei der Druckknopfverriegelung von George Schrade wird eine Blattfeder verwendet, die entlang des Griffrückens in einer Aussparung der linken Griffbacke verläuft. Am Ende der Feder befindet sich ein Sicherungsstift, der nach innen zeigt und in eine der beiden Bohrungen greift, die sich links und rechts neben der der Klingenachse befinden. Die Klinge wird dadurch verriegelt.          
Zusätzlich ist ein Bolzen angebracht, der als Klingenachse dient und auf der rechten Seite abgerundet und endet als Druckknopf. Drückt man diesen bei geschlossener Klinge nach innen wird die gegenüberliegende Blattfeder zusammen mit dem Sicherungsstift aus der Klingenbohrung gedrückt und gibt die Klinge frei. Jetzt entfaltet die Stabfeder im Griffrücken ihre Spannung, gibt sie auf die Unterseite der Klingenwurzel ab und wirft sie in die offene Stellung. Bei offener Klinge gleitet der Sicherungsstift in die gegenüberliegende Bohrung der Klingenwurzel und blockiert wiederum die offene Klinge.

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Patentzeichnungen

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Einer der bekanntesten Namen im Zusammenhang mit Springmessern ist George Schrade, ein gebürtiger Engländer aus Sheffield, der auch in Solingen seine Spuren hinterließ. Er wanderte in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und erhielt dort 1892 sein erstes Patent mit einem Springmesser mit der Nummer US 470,605, das mit einem Druckknopf ausgelöst wurde.

Noch im selben Jahr gründete zusammen mit der er die Messerfirma Walden Knife Company (Walden, NY) eine neue, die „New York Press Button Knife Company“, die mit der Serienfertigung von Springmessern, basierend auf seinem Patent, begann. 1903 verkaufte er seine Anteile um im folgenden Jahr die Firma „Schrade Cutlery Company“ in Walden, NY zu gründen. 1906 ließ er sich eine verbesserte Ausführung seines Springmessers mit der Nummern US 812,601 patentieren. Die Verriegelung ist ähnlich dem 1892 patentierten Messer und hat jetzt zwei Klingen. Als wesentliche Neuerung kommt jetzt eine Schiebesicherung hinzu, welche den Druckknopf blockiert und ein unabsichtliches Auslösen verhindert.

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Patentzeichnungen

1907 folgte ein weiteres Patent mit der Nummer US 845,130, Schrade zeigt hier ein weiteres Beispiel für eine Klingensicherung, die mit einem Druckknopf ausgelöste wird, allerdings diesmal ohne Sicherungsschieber.

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Patentzeichnung

Von 1911 bis 1916 betrieb Schrade in Solingen eine kleine Werkstatt in der er seine Springmesser weiterentwickelte, herstellte und unter dem Modellnamen „Springer“ verkaufte. Die Modelle waren patentrechtlich nicht geschützt und wurden von mehreren Solinger Firmen noch viele Jahre hergestellt.

                        
Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten erteilte er der „Challenge Cutlery Company“ zuerst eine Lizenz zur Fertigung seines „Flylock Switchblades“ und beteiligte sich dann später auch an der Firma. Der Name Schrade war über verschiedene Firmenzusammenschlüsse insgesamt über 100 Jahre zu finden in denen bis 2004 Messer produziert wurden.

In den Jahren ab 1948 tüftelten er, sein Bruder George und weitere Angehörige an Verbesserungen der Messer, die viele patentrechtlich geschützt wurden (1910: US 969,909, Locking Spring Operated Pocket Knife,  1918: US 1;258;150; Buttoned Spring Operated Pocket Knife, 1926: 1,600,602, Wire Knife, 1931: US 1,810,031, Locking Spring Operated Button Pocket Knife, 1932: US 1,931,360, Improved Locking Spring Operated Button Pocket Knife, 1937: US 2,098,678, Improved One Hand Opening Knife, 1940: US 2,188,762, Locking Button Spring Operated Pocket Knife, 1942: US 2,270,851, Wire Knife, 1942: US 2,304,601, Improved Locking Spring Operated Button Pocket Knife, 1944: US 2,360,165, Pull Ball Release, 1952: US 2,596,294, Wire Knife).

Der Deutsche Wilhelm Weltersbach, Solingen hatte mit seinem Patent 20316 im Jahr 1882 bereits eine ähnliche Idee wie Schrade 1892. Er verwendete eine sehr ähnliche Verriegelungsfeder, allerdings war die Entriegelung weniger ausgereift. Bei seinem Entwurf musste man die Feder und den Sicherungsstift mit einem außen liegenden Ring aus der Klingenbohrung ziehen.

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Patentzeichnungen

Griffbackenverriegelung von Robeson (Bolster Lock by Robeson)

Griffbackenverriegelung von Robeson (Bolster Lock by Robeson)

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Detailaufnahmen

Der Gründer der Robeson Cutlery Co., Millard Robeson, wurde am 8. April 1847 in den USA geboren. Robeson begann damit, aus England und Deutschland importierte Messer und Rasiermesser unter seinem Namen zu verkaufen. Als hohe Zölle die Einfuhr beschränkten und die Verkaufszahlen sanken, war Robeson gezwungen Messer im Inland herzustellen und seine eigene Schneidwarenfabrik aufbauen. 1896 mietete er eine bestehende Fabrik samt dazugehörenden Arbeitern in Camillus, New York, in der er 1200 verschiedene Modelle herstellte. Er erarbeitete sich einen Ruf für kompromisslose Qualität mit der einzigartigen Garantie alle Messer zu reparieren oder zu ersetzen, egal aus welchem Grund. Während der Blütezeit von 1900 bis 1965 entwarf die Robeson Cutlery Co. Messer mit hohem Qualitätsstandard.

Robeson stellte eine Serie von Messern mit einer Griffbackenverriegelung her. Die Seitenwangen waren aus Stahl, der untere Teil der rechten war durch eine Einfräsung als Seitenfeder konstruiert und bildete den hinteren Teil der Griffbackenverriegelung. Ein Teil der Griffbacke war ausgeschnitten, mit der Seitenfeder verbunden und bildete das vordere Ende der Griffbackenverriegelung. Beim Öffnen des Messers schnappten das ausgeschnittene Griffbackenteil und der federnde Teil der Seitenwange hinter die Klingenwurzel und verriegelten die Klinge.

Robeson fertigte neben einigen Mustern vier Versionen der Serie mit jeweils einer Klinge. Zwei waren Englische Klappmesser, eines etwas schlanker als das andere, eines ein Fischermesser mit einer Maßeinteilung auf der Oberseite der Klinge, einer Klingenwurzel, die an der Unterseite als Kapselheber geformt war und einem Zahnstocher. So interessant die Messer auch waren, sie waren fehleranfällig. Bei offener Klinge und eingerasteter Verriegelung lag die darüber liegende Griffschale frei und brach immer wieder während des Gebrauches. Mit den zu dieser Zeit verwendeten Materialen war auch die Verriegelung selbst bei häufigem Gebrauch bruchgefährdet. Um 1990 wurde von A. G. Russell eine Sammlerausgabe mit Griffbackenverriegelung nachgebaut.

A. G. Russell Bolster Lock, FH2

Nackenverriegelung (Nak-Lok)

Nackenverriegelung (Nak-Lok)

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Detailaufnahme

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Übersichtszeichnungen

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Die Nackenverriegelung wird aus dem mittleren Teil der Seitenplatine geformt, springt seitwärts über die Klingenwurzel und verriegelt sie. Damit ähnelt sie einer Seitenfederverriegelung, ist aber ansonsten mit einigen Neuerungen ausgestattet. Durch die mittige Lage in der Seitenplatine und die zapfenförmige Form des Verriegelungshakens wird eine höhere Druckfestigkeit im Vergleich zu einer herkömmlichen Seitenfederverriegelung erreicht. Freigegeben wird die Verriegelung durch einen Druckknopf, damit wird die Verletzungsgefahr reduziert, da der entriegelnde Finger nicht die zwischen Klingenschneide und Griff greift. Die Konstruktion wurde im Jahr 2011 für Seiichi Nakamura unter der U.S. Nummer 7,987,601 patentiert.

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Patentzeichnungen

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Benchmade, 480 Shoki

Anpressverriegelung mit Druckknopfentriegelung (Compression Lock with Button Release)

Anpressverriegelung mit Druckknopfentriegelung (Compression Lock with Button Release)

Detailaufnahme

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Die Anpressverriegelung mit Druckknopfentriegelung wurde entwickelt von Kevin Smock, der ausgestattet mit einer Lizenz von Spyderco, die Verriegelung erstmals 2016 im Modell SK23 einsetzte und mit seiner Firma Smock Knives auf dem Markt brachte. Die Anpressverriegelung wird nicht mehr entriegelt indem man die obere Seitenfeder an der Griffoberseite zur Seite drückt, sondern man entriegelt die Seitenfeder mit einem Druckknopf, der hinter der Klingenachse aus der Griffschale heraussteht.

2020 stellte Sypderco das Modell Smock vor, das in einer Zusammenarbeit mit Kevin Smock entstanden war und ebenfalls mit dieser Druckknopfentriegelung ausgestattet ist.

Spyderco, Smock

Klammerverriegelung (In-Line Clip/Lock System)

Klammerverriegelung (In-Line Clip/Lock System)

Joseph „Joe Caswell hat ein Messer entworfen, bei dem die Verriegelung und die automatisch ausfahrende Gürtelklammer aus einem beweglichen Bauteil besteht. Die üblicherweise an der Griffseite angebrachte Klammer wird dabei auf die Griffoberseite verlegt. Bei offener Klinge verschwindet die Klammer im Griff, während sie beim Entriegeln und Schließen der Klinge angehoben und sichtbar wird. Die Entriegelung erfolgt mit einer an der linken Griffseite sichtbaren Taste, die bei offener Klinge aus einer Aussparung des Griffes durch einen Federbügel herausgedrückt wird und die Klinge blockiert. Zum Schließen drückt man die Taste in das Griffinnere, damit sie den Weg nach oben für das Klammer- / Verriegelungsbauteil freigibt. Die Verrieglung wurde 2014 unter der Nummer 8,783,141 in den USA patentiert, ist sehr belastbar und einfach konstruiert.

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Patentzeichnungen

Joe Caswell entwirft seit 1995 Messer und taktische Ausrüstung und vertreibt seine Artikel unter dem Firmennamen Caswell Knives. Die Verriegelung wurde beim Modell „EDX Folder“ umgesetzt, das Caswell im Angebot seiner Firma Caswell Knives hat. Das Messer wurde 2011 bei der amerikanischen Blade Show zum „Most Innovative Design“ gekürt. Bei dem Messer wurde auch eine neuartige verstellbare Klingenachse verbaut, welche zusätzlich die Griffhälften unter hoher Belastung zusammenhält. Für die Achse wurde 2013 das amerikanische Patent 8,561,304 erteilt Bisher wurde das EDX nur in einer limitierten Anzahl von 50 Stück hergestellt.

Universalverriegelung (Universal Lock)

Universalverriegelung (Universal Lock)

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Detailaufnahmen

Das Universal Locking Utility (U.L.U.) ist ein Universalwerkzeug das zum einen als Klappmesser verwendet werden kann und zum anderen als Wiegemesser und Schaber. Zu Verwendung als Klappmesser wird die Klinge wie üblich aus dem Griff geklappt und mit einer Seitenfeder blockiert. Zur Verwendung als Wiegemesser zieht man die geöffnete Klinge in eine zweite Position waagrecht nach hinten in den Griff. Bei dieser Bewegung gleitet die Klingenachse durch ein Langloch in der Klinge Richtung Messerspitze. Vollständig nach hinten gezogen wird sie mit einer am Griffende liegenden Druckknopfverriegelung gesichert. Damit wurden zwei unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten in einem Werkzeug vereinigt. Das Messer wurde von Mike Vellekamp zum Patent angemeldet unter der Nummer. 2010/0299933, A1 im Jahr 2010 und wird hergestellt von Blade-Tech.

Patentzeichnungen

Blade-Tech, Universal Locking Utility (U.L.U.)

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