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Innere Klingensicherungen

Kugelsicherung (Ball Joint)

Kugelsicherung (Ball Joint)
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Übersichtszeichnung

Die Sicherung besteht aus zwei seitlichen Blattfedern mit jeweils zwei Kugellagern und mehreren Vertiefungen in der Klingenwurzel. Bei geöffneter Klinge drückt eine an den Federn angebrachte Kugel in die erste von vier Ausfräsungen in der Klingenwurzel. Um die Klinge zu schließen müssen nun die Kugeln aus der Vertiefung gedreht und dabei der Widerstand der Feder überwunden werden. Nach einer halben Drehung der Klinge greift die Kugel in eine zweite Ausfräsung und stoppt so die Klinge um Fingerverletzungen zu vermeiden. Erst nach erneutem Druck kann das Messer vollständig geschlossen werden, wobei dann zwei Kugeln in die dritte und vierte Ausfräsung gleiten und die Klinge im geschlossenen Zustand festhalten.

Die Sicherung wurde vom Messermacher Bob Terzuola entworfen und wird von Spyderco bei der SLIPIT-Serie verwendet.

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Spyderco, Terzuola C131 SLIPIT

Der chinesische Hersteller Sanrenmu verwendet ebenfalls eine Kugelsicherung bei seinem Model M1, hat die Sicherung aber auf einer innen liegende Feder angebracht, die aus den Seitenplatinen geformt wird. Außerdem beschränkt sich Sanrenmu auf zwei Bohrungen in der Klingenwurzel, wodurch die Klinge nur bei offener und geschlossener Klinge gesichert wird, jedoch nicht zusätzlich bei halboffener Klinge.

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Übersichtszeichnung

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Sanrenmu, M1

Der amerikanische Messerdesigner Liong Mah aus Palm Bay, Florida hat es sich bei einem seiner Modelle zur Aufgabe gemacht, ein Messer zu entwerfen, das in fast allen Ländern legal, aber gleichzeitig auch sicher ist. Er verwendet bei seinem Entwurf ebenfalls wie Sanrenmu, zwei innenliegende, aus den Seitenblechen geformte Federn mit einer am Federende angebrachten Halbkugel. Die Kugeln werden nach innen in jeweils eine von 3 Bohrungen der Klingenwurzel gedrückt und sichern die Klinge dadurch in geschlossener, halb offener und geschlossener Stellung. Mit etwas Kraftaufwand lässt sich die Klinge weiterdrehen, wodurch die Kugeln aus den Bohrungen gedrückt werden, bis sie in der nächsten Bohrung einrasteten.

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Übersichtszeichnung

Zusätzlich lässt sich die Klinge in offener Stellung fest verriegeln. Man entnimmt dafür einen rechtwinkeligen Torx-Schlüssel (T6) aus dem hinteren Teil des Griffes und steckt ihn im Bereich der Klingenwurzel quer durch den Griff in die obere Klingenbohrung. Der Schlüssel kann auch für die Einstellung der Klingenachse eingesetzt werden. Die Kombination von Kugelsicherung mit Werkzeugblockierung hat er “Ball Joint with Pin Tool Safety” genannt.

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CRKT, Journeyer

Böker setzt beim Plus Nano 42, das nach einem Entwurf von David Curtiss gebaut wird, eine weitere Spielart der Kugelsicherung ein. Wegen der aus dem Griff geformten Seitenfeder könnte man auf den ersten Blick annehmen, es handelt sich um eine Rahmenfederverriegelung.

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Allerdings gleitet die Rahmenfeder nicht hinter die Klingenwurzel der offenen Klinge und verriegelt sie daher auch nicht. Vielmehr liegt die Rahmenfeder mit ihrem vorderen Ende an der Klingenwurzel an. Auf der inneren Seite der Feder steht außerdem eine kleine Halbkugel hervor. Beim Öffnen der Klinge springt die Halbkugel in 3 Mulden, die halbkreisförmig in den hinteren Teil der Klingenwurzel gebohrt sind. Die Bewegung der Klinge wird dadurch bei geschlossener, bei drei Viertel geöffneter und vollständig geöffneter Klinge gehemmt und kann nur durch entsprechenden Kraftaufwand weiter gedreht werden.

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Übersichtszeichnung

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Böker Plus Nano 42

Eine weitere Spielart der Kugelsicherung hat sich der amerikanische Messerdesigner Serge Panchenko mit seiner Rahmen Kugelsicherung (Frame Ball Joint) einfallen lassen. Er verwendet eine innenliegende Feder, ähnlich der Mittleren Rahmenverriegelung, nur verriegelt diese nicht, sondern setzt dem Öffnen und Schließen des Messers einen gewissen Widerstand entgegen. Erreicht wird das mit der üblichen Kugel, die in zwei Vertiefungen in der Klingenwurzel einrastet. Gefertigt werden die Messer von Milit Knives in Idaho, USA.

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Serge Panchenko, Bean Cleaver Folding Knife

Vierecksicherung (Square Lock)

Vierecksicherung (Square Lock)

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Übersichtszeichnung

Bei der Klingenfedersicherung liegt eine eckige Blattfeder um die Klingenwurzel. Beim Öffnen der Klinge wird eine Ecke der Feder von einem Stift der zwischen den Seitenblechen des Griffes befestigt ist nach innen gedrückt, dabei muss man eine gewisse Kraft aufwenden, bis der Stift die Federecke überwunden hat. Danach stoppt das Oberteil der Klingenwurzel die Bewegung der Klinge und der Stift ist zwischen Klingenwurzel und Feder eingekeilt. In dieser Stellung bleibt das Messer offen, solange keine Kraft auf die Klinge einwirkt, die höher als die Federkraft der Klingenfeder ist. Feder und Klingenwurzel sind so angeordnet, dass die Wirkung auch bei geschlossener Klinge erreicht wird. Die Sicherung stammt vom französischen Messermacher Jean-Paul Tisseyre, La Bastide sur l'Hers Frankreich, der im Jahr 2008 das Patent FR 2903928 erhalten hat.

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Patentzeichnungen

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Tisseyre, Capucin le Berger mit Wacholdergriff

Verdeckte Rutschgelenksicherung (Hidden Slipjoint)

Verdeckte Rutschgelenksicherung (Hidden Slipjoint)

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Äußerlich ist die Rutschgelenksicherung nicht zu erkennen. Nach Auskunft von Alfred Dobner funktioniert seine Sicherung auf die herkömmliche Art. Die Herausforderung bestand in der Verkleinerung und der Unterbringung in der Klingenwurzel. Tatsächlich muss man beim Öffnen und Schließen einen Widerstand überwinden, der auf eine Feder in der Klingenwurzel hindeutet. Weitere verlässliche Informationen sind leider nicht verfügbar, aber es könnte so funktionieren:

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Hidden-Slipjoint_01_Alfred-Dobner_Web.jp

Damastmesser mit Kamelknochenschalen und Titanlinern mit der verdeckten Rutschgelenksicherung von Alfred Dobner

Offene Rutschgelenksicherung (Open Slipjoint)

Offene Rutschgelenksicherung (Open Slipjoint)

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Open-Slipjoint_02_Jacques-Degeilh_Web.jp

Bei der Klingensicherung von Jacques Degeilh liegt die in die Klingenwurzel gefräste Sicherung völlig offen, da er für sein Messer nur eine Griffschale verwendet. Die Feder wird ringförmig in den unteren Teil der Klingenwurzel gefräst und ist am Ende etwas breiter und abgerundet. Im oberen Teil des Griffes sitzt ein Stift. Bei geschlossener Klinge liegt der Stift in einer Aussparung zwischen Klingenwurzel und -schneide. Beim Öffnen der Klinge bewegt sich die Ringfeder ohne Berührung am Stift vorbei, bis das breitere Ende Widerstand entgegen setzt. Öffnet man die Klinge weiter, drückt man die Feder nach innen und der Stift rutscht über das abgerundete Ende und gleitet hinter den oberen Teil der Feder. Die Klinge wird festgehalten, aber mit etwas Kraftaufwand beim Schließen, drückt der Stift die Feder wieder nach innen und die Klinge lässt sich schließen.

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Jacques Degeilh, La Truite 14 NDP-R

Rutschgelenksicherung mit innenliegender Feder (Slipjoint with Internal Spring)

Rutschgelenksicherung mit innenliegender Feder (Slipjoint with Internal Spring)

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Übersichtszeichnung

Bei den meisten Messern mit Rutschgelenksicherung wird eine Feder verwendet, die mit der Oberseite des Griffes abschließt und von oben auf die Klingenwurzel drückt. Der amerikanische Messerhersteller SOG hat eine andere Anordnung gewählt und die Feder in die Mitte des Griffes verlegt. Dazu werden beide Seitenplatinen so ausgestanzt, dass jeweils eine längsliegende Feder entsteht. Ein Metallstift am vorderen Ende der Feder drückt in eine Mulde der Klingenwurzel und hält die Klinge mit sehr hoher Kraft offen. Nachdem man den Widerstand beim Schließen überwunden hat, lässt sich anschließend die Klinge ohne großen Kraftaufwand schließen.

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SOG, Terminus

Fairerweise sollte man erwähnen, dass ein gewisser George W. Miller, diese Idee schon einige Zeit früher hatte und dies im Jahr 1897 auch zu Papier gebracht hat in Form des US-Patents 589,738:

Slipjoint with Internal Spring_05a_Kling
Slipjoint with Internal Spring_06a_Kling
Slipjoint with Internal Spring_07a_Kling

Patentzeichnungen

Klemmfedersicherung (A-Joint Lock)

Klemmfedersicherung (A-Joint Lock)

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Übersichtszeichnung

Das Hauptbauteil, die Klemmfeder liegt der Länge nach im Griffinneren, sieht ein bisschen wie ein Zirkel aus, oder aber wie der Buchstabe „A“. Das geschlossene Ende befindet sich am Griffende, die Schenkel öffnen sich nach vorne und greifen um die Klingenachse. Zwei Kerben, die sich jeweils auf der Innenseite der Federenden befinden, nehmen einen Stift auf, der auf der Außenseite der Klingenachse angebracht ist und halten damit die Klinge in geöffneten oder geschlossenen Zustand. Der obere Schenkel ist stabiler ausgelegt und übt mehr Druck aus, was ein leichteres Öffnen ermöglicht, aber einen kräftigen Gegendruck beim Schließen ergibt. Nach der Beschreibung von Amare Knives ist für das Schließen der offenen Klinge etwa eine Druck mit 1,1 kg notwendig, aber zum Öffnen nur rund 0,45 kg. Die Feder ist vollständig im Griff verkapselt und dürfte auch gegen starke Verschmutzung unempfindlich sein und falls sie doch einmal bricht, ist sie austauschbar.

Die Sicherung wurde vom deutschen Messerschmied Ulrich Hennicke von UH Messerunicon entwickelt, der zusammen mit Weixiang Meng von Real Steel Knives (RSK) im Sommer 2017 die Firma Amare Knives gegründet hat. Der Sitz ist in Asendorf, Deutschland, nach eigenen Angaben ist das Ziel der Firma, ein originelles deutsches Design und eine hochwertige chinesische Produktion.

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Amare Knives, Paragon

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