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Verriegelungen mit einer Rückenfeder -

Entriegelung ohne zusätzliches Bauteil

Hebeverriegelung von Crawford (Lift Lock or Strap Lock by Crawford)

Hebeverriegelung von Crawford (Lift Lock by Crawford)
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Übersichtszeichnung

Pat Crawford Inhaber von Crawford Knives, West Memphis, USA war einer der ersten, der eine durchgehende Rückenfeder verwendete, deren vorderer Verriegelungszapfen in eine Aussparung der Klingenwurzel einhakt. Bei einer Spielart seiner Verriegelungen ist das vordere Ende der Feder als Parierelement geformt. Um die Klinge zu öffnen greift man mit dem Zeigefinger unter das Parierelement und hebt dieses an.

Bei anderen Modellen von Pat Crawford ist die Rückenfeder ein Teil des Griffes und vollständig sichtbar, wie zum Beispiel beim Modell Nr. SKU #554 von Pat & Wes Crawford, bei dem laut Klingenätzung noch ein Patentantrag offen ist. Die Feder ist damit frei zugänglich und kann problemlos angehoben.

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Übersichtszeichnung, Modell Nr. SKU #554

Das folgende angebliche originale Crawford Model „Shadow“ weist leider Unstimmigkeiten auf. Der äußere Eindruck ist stimmig, auf der Klinge ist auch die übliche Gravur „Crawford“ zu finden, sie ist aber nicht so elegant ausgeführt, wie sonst. Auf der Rückseite ist auf den Gürtelclip der Text US PATENT 4347665, FOREIGN PATS PEND gestanzt. Dieses Patent gehört zu einer Mittleren Rückenhebelverriegelung von Spyderco, es scheint sich bei dem Messer also um eine Fälschung zu handeln.

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Hebeverriegelung von Russel (FrontLock)

Hebeverriegelung von Russel (FrontLock)

A. G. Russell bietet eine ähnliche Verriegelung wie Pat Crawford und nennt sie „Vordere Rückenhebelverriegelung” und hat diese 1991 unter der US Patent Nr. Des. 321,820 schützen lassen. Tatsächlich ähneln sich die Verriegelungen ziemlich stark. Angeblich hatte Pat Crawford Zweifel an einer Anerkennung als Patent, aber der Antrag von Russell wurde genehmigt. Beide haben sich anscheinend auf eine gütliche Lösung verständigt.

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Patentzeichnungen

Eingesetzt wurde die Verriegelung aber nur einmal beim 1986 entworfenen Messer, das die Typenbezeichnung des folgenden Jahres verwendet – K87.

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A.G. Russell, Einhandmesser K-87, gestaltet durch Blacky Collins

Das Messer wurde überarbeitet und erschien als preisgünstigere Version im Jahr 1992 als K-93, gefolgt vom K-94 mit rostfreiem Stahlgriff und veränderter Verriegelung. Die Verriegelung wurde noch in den Folgejahren bei den Modellen K-95 und K-12 verbaut.

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A. G. Russel, K-94

Zur Gestaltung der Feder im K-93 und den folgenden Modellen gibt es keine gesicherten Informationen, leider sind die Messer auch nicht zerlegbar. Die Verriegelung könnte aber so aussehen:

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Übersichtszeichnung

Blattfederverriegelung (Strong Lock System (SLS))

Blattfederverriegelung (Strong Lock System (SLS)

Strong Lock System_beschnitten.jpg

Übersichtszeichnung

Das Erfinderduo Grant & Gavin Hawk hat mit ihrer Blattfederverriegelung einen ähnlichen Grundgedanken umgesetzt, wie bei der Schnappverriegelung. Sie verwenden bei ihrer Version eine sehr stabile Blattfeder, die über den Klingenrücken läuft und mit ihrem vorderen Ende in die Aussparung der Klingenwurzel greift. Geriffelte Seitenränder geben dem Daumen halt beim Anheben und Entriegeln. Bei geschlossener Klinge drückt die Feder auf den Unterseite der Klingenwurzel und muss mit der Klinge beim Öffnen etwas angehoben werden. Der Widerstand verhindert, dass sich die Klinge zufällig öffnet. Im Grunde ist damit die Schnappverriegelung der Navajas noch weiter vereinfacht, da eine zusätzliche Öffnungshilfe, wie der Ring entfällt. Die Verriegelung ist mit der US Nr. 2013/0047439 zum Patent angemeldet.

Strong-Lock-System_02_Buck_BU0830BKSa_We
Strong Lock System_07b_US Patent Applica
Strong Lock System_05a_US Patent Applica

Patentzeichnungen

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Strong-Lock-System_03_Buck_BU0830BKSa_We

Buck Knives, 830 Marksman

Drahtfederverriegelung (Spring Lock)

Drahtfederverriegelung (Spring Lock)

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Übersichtszeichnung

Die Drahtfederverriegelung ist eine Verriegelung mit einer aus einem stabilen Stahldraht gebogenen Feder. Das hintere Ende ist so in den Griffrücken eingepasst, dass das vordere bügelförmig geformte Ende unter Spannung steht und nach unten drückt. Bei geöffneter Klinge schnappt der Bügel in eine Kerbe der Klingenwurzel ein und verriegelt sie. Der Federbügel steht links und rechts über den Griff hinaus und kann damit mit dem Daumen angehoben werden. Die Drahtfederverriegelung wurde von Sal Glesser patentiert und von Spyderco beim “Spyderco Q” eingesetzt.

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Spyderco Q

Der chinesische Hersteller SR Columbia hat sich an dem Patent nicht weiter gestört und ein ziemlich identisches Messer mit der Modellbezeichnung SR B338 auf den Markt gebracht.

Kabelverriegelung (Cable Lock)

Kabelverriegelung (Cable Lock)

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Übersichtszeichnung

Bei der Kabelverriegelung könnte man meinen, dass ein Kabel vom hinteren Teil des Griffes über die Klingenwurzel und dann auf der anderen Griffseite wieder zurück zum Griffende verlegt wurde. In Wahrheit handelt es sich um das einzige Bauteil der Verriegelung, einen der Länge nach im Griff eingebauten Drahtbügel. Beim Öffnen der Klinge gleitet der vordere, U-förmige Teil des Bügels über die Klingenwurzel, bis er bei vollständig geöffneter Klinge in eine Aussparung federt. Will man die Klinge schließen, muss man den Bügel nach oben aus der Aussparung der Klingenwurzel gegen den Federdruck herausheben. Die Kabelverriegelung wurde vom amerikanischen Messerhersteller Schrade in seinem Modell SQ 877 verwendet.

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Cable-Lock_01_Schrade_Cable-Lock-knife_W
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Schrade, Cable Lock, Modell SQ877, Baujahr 2004

Klingenfederverriegelung (Ti-Lock)

Klingenfederverriegelung (Ti-Lock)

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Übersichtszeichnung

Die als erfindungsreiches Gespann bekannten Grant und Gavin Hawk entwickelten um das Jahr 2010 eine neue Idee für eine Verriegelung. Aus Kapazitätsgründen dauerte es leider einige Zeit bis das Messer von Chris Reeves Knives in Serie gebaut wurde. Eine Titaniumfeder ist an einem Ende fest in die Klingenoberseite eingepasst. An der hinteren Seite ist ein doppelter Verriegelungsbolzen montiert, der bei offener Klinge in Aussparungen des Griffes einrastet. Durch diese Anordnung sollte die Verriegelung vom Griff auf die Klinge verlagert werden und so mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den Griff zulassen. Im Grunde wurde damit das Prinzip der Schnappverriegelung gespiegelt: Die Feder liegt nicht mehr über dem Griff und schnappt in die Klingenwurzel ein, sondern umgekehrt. Die beidhändig bedienbare Verriegelung ist vielleicht nicht ein Muster von absoluter Stabilität, aber auf jeden Fall eine interessante mechanische Neuheit.

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Chris Reeves Knives, Ti-Lock

Kegelverriegelung (Double Cone Lock)

Kegelverriegelung (Double Cone Lock)
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Übersichtszeichnung

Bei dieser Verriegelung wurde eine Rückenfeder verwendet, die am Griffende zwischen den Oberseiten des Griffes montiert wurde und über der Klingenwurzel in einer Verbreiterung endet. Aus der Verbreiterung wurde eine seitlich offene Aussparung ausgestanzt. Das Gegenstück ist ein Haken der Oberseite der Klingenwurzel. Wird das Messer geschlossen dreht sich die Klingenwurzel, der Haken hebt schließlich die Rückenfeder an und rastet in die Aussparung der Feder ein. Der Haken ist sowohl horizontal als auch vertikal um etwa 5 Grad abgeschrägt und hat dadurch eine Kegelform. Sollten sich die Verriegelungsteile abnutzen, rutscht die Feder etwas nach und die Klinge verriegelt nach wie vor ohne Spiel.

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Um die die Klinge zu schließen drückt man das vordere Ende der Rückenfeder zur Seite, bis der Klingenhaken frei beweglich ist. Da die Klingenwurzel nicht rund ist sondern auf der hinteren Seite gerade ist, stoppt die Klingenwurzel beim Schließvorgang bei etwa 40 Grad und man muss etwas Widerstand überwinden, um die Drehung fortsetzen zu können.. Vollständig geschlossen drückt die Feder auf eine gerade untere Fläche der Klingenwurzel und verhindert, dass die Klinge zufällig aufgleitet.

Entwickelt wurde die Verriegelung vom französischen Messerschmied Pascal Jodas und vom Designer Jean-Pierre Suchéras. Gebaut wird es von der Firma ARNO, Thiers in Frankreich.

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ARNO, Actilam T3

Verformbare Mittlere Rückenfederverrieglung (Pure Back Lock)

Verformbare Mittlere Rückenfederverrieglung (Pure Back Lock)

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Übersichtszeichnung

Bei der verformbaren mittleren Rückenfederverrieglung wird die offene Klinge von einer Verriegelungsfeder gehalten, die auf den ersten Blick wie ein Rückenhebel aussieht. Im Grunde handelt es sich um eine Blattfeder, die parallel entlang des Griffrückens angeordnet ist und im hinteren Teil endet. Der Rückenhebel ist damit verformbar und kann jetzt im mittleren Teil des Griffes die Verriegelung nach unten gedrückt werden, wodurch sich der vordere Teil hebt und sich aus der Klingenaussparung bewegt. Die Klinge ist jetzt entriegelt und kann geschlossen werden.

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Die Verriegelung wird im ersten Messer des italienischen Herstellers Nilte, Maniago verwendet. Die Firma wurde neu gegründet, hat aber dennoch eine Vorgeschichte, da es sich bei ihrem Inhaber Massimo Fantoni um den Sohn des geachteten Messerherstellers Renzo Fantoni von Fantoni Knives handelt.

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Nilte, Modell Quiete

Sperrplattenverriegelung (Plate Lock)

Sperrplattenverriegelung (Plate Lock)

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Übersichtszeichnung

Das Kernstück der Sperrplattenverriegelung ist eine rechteckige, nach unten schmäler zulaufende Platte, die über der Rückenfeder verbaut ist. Bei offener Klinge wird die Platte von der Rückenfeder nach unten in eine Aussparung der Klingenwurzel gedrückt und sperrt somit die Klinge gegen das Schließen. Hebt man die Verriegelung an, kann sich die Klinge frei bewegen. Sobald die Klinge vollständig eingeklappt ist, drückt die Rückenfeder die Platte gegen die Unterseite der Klingenwurzel. In dieser Stellung wird die Bewegung der Klinge lediglich gehemmt, es erfolgt keine vollständigen Verriegelung. Die Klinge kann nach wie vor aufklappen.

Zusätzlich kann die Platte und mit ihr die Klinge gesichert werden, um ein unabsichtliches Anheben zu verhindern. Dazu schiebt man einen hinter der Platte liegenden Sicherungskeil nach vorne. Die Spitze schiebt sich in eine Aussparung der Platte und verhindert damit jede Bewegung in offenem oder geschlossenemn Zustand der Klinge.

Ergänzt wird die Verriegelung durch eine Spiralfeder an der Klingenachse, die als Öffnungshilfe dient. Voraussetzung ist natürlich, dass man den Sicherungsschieber nach hinten zieht und die Sperrplatte frei gibt. Man hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder hebt man die Platte an, was ausreicht, dass die Spiralfeder das weitere Öffnen der Klinge übernimmt, oder man öffnet die Klinge ein Stück mit dem Daumenstift gegen den Druck der Rückenfeder. Sobald der Anfangswiderstand überwunden ist, klappt die Klinge selbständig auf.

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Das Messer wurde von Dr. Christoph Strasser und Dr. Peter Judmaier an der Technischen Universität Wien entwickelt, der erste Prototyp wurde von der österreichischen Firma Steierer Eisen gebaut und die Serie stammt aus der Fertigung von Böker.

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Böker Che

Spannsicherung (Booster Lock)

Spannsicherung (Booster Lock)

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Die meisten Verriegelungen verwenden in Zusammenhang mit einer Feder einen Zapfen oder einen Hebel, der die Klinge blockiert und der manuell wieder gelöst werden muss. Die Spannsicherung verwendet einen Gummizug, welcher die Klinge eigenständig gegen Schließen und Öffnen blockiert. Das äußere Stück der Klingenachse ist mit einem runden Kopf abgeschlossen, in den außen herum eine Nut gefräst wird und damit eine kleine Seilrolle entsteht. Eine ähnliche Seilrolle sitzt bei offener Klinge in einer Aussparung der Seitenplatine direkt über der Klingenachse. Die obere Seilrolle wird über eine bewegliche Verbindungsplatte direkt vor der Klingenwurzel mit der Klinge verschraubt. Schließlich sind beide Seilrollen mit einem elastischen Gummiband verbunden.        
Drückt man die obere Seilrolle mit dem Daumen der einen Hand, gegen den Zug des Gummibandes nach oben, kann man die Klinge mit der anderen Hand nach unten drücken, um sie zu schließen. Setzt man die Schließbewegung fort, läuft die obere Seilrolle an der der Vorderkante der Seitenplatine oder des Griffes entlang, bis sie bei geschlossener Klinge in die untere Mulde der Platine rutscht und sie sichert.          
Der Konstrukteur Jean-Louis Piérard ließ sich die Sicherung im Jahr 2014 in Frankreich unter der Nummer FR3002876A1 patentieren. Jean-Louis Piérard begann 1993 in der Bucht von Arcachon mit der Herstellung von feststehenden Messern, wobei seine Spezialität Austernmesser sind. Danach entwickelte er den patentierten Klappmessermechanismus, der von ihm im Modell Le Béglais umgesetzt wird, das in 3 Versionen erhältlich ist.

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Patentzeichnungen

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Jean-Louis Piérard, Le Béglais L'Authentique

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