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Verriegelungen mit einem Rückenhebel -

Hintere Rückenhebelverriegelungen

Hintere Rückenhebelverriegelung (Back Lock)
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Patentzeichnung

Hintere Rückenhebelverriegelung (Back Lock)

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Übersichtszeichnung

Die Hintere Rückenhebelverriegelung ist eine Verriegelungsart mit langer Tradition. Bereits 1894 erhielt Bruno von Bueltzingsloewen zwei Patente für die Verbesserung eines automatischen Taschenmessers. Die Konstruktionen haben zwar keine ausklappende Klinge, sondern eine, die nach vorne aus dem Griff geschleudert wird, also gedacht für ein Schwerkraftmesser. Eines der Patente beschreibt jedoch ziemlich genau eine Verriegelung, die heute als Hintere Rückenhebelverriegelung bekannt ist, das andere eine Mittlere Rückenhebelverriegelung. Das U. S. Patent Nr. 515,743 enthält folgende Zeichnungen:

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Patentzeichnungen

Die Konstruktion der Hinteren Rückenhebelverriegelung verwendet einen Verriegelungshebel, der längs hinter der Klinge im oberen Teil des Griffes liegt. An der Vorderseite ist ein Verriegelungshaken ausgebildet der in den oberen Teil der Klingenwurzel greift. Dazu kommt ein Federstab im hinteren Teil des Hebels, der Widerstand gegen Öffnen und gleichzeitig gegen Schließen leistet. Wird die Klinge geöffnet, gleitet die Verriegelungsnase des Hebels um die runde Klingenwurzel, bis sie in die Ausfräsung der Klingenwurzel springt. Zur Entriegelung wird der hintere frei liegende Teil des Verriegelungshebels in eine Griffmulde gedrückt um die Verriegelungsnase aus der Klingenwurzel zu heben und die Klinge freizugeben. Für das Schließen sind zwei Hände erforderlich, ist die Klinge mit einem Daumenstift versehen, kann einhändig geöffnet werden. Im Grunde wirkt es ähnlich wie eine Rutschgelenksicherung, aber mit einer festen Verriegelung.

Die Hintere Rückenhebelverriegelung ist mit ihren zwei Bauteilen einfach und damit günstig herzustellen, sehr zuverlässig und daher sehr verbreitet. Bekannt ist von Buck Knives das Modell 110, aber auch eine Reihe anderer Messermacher arbeitet damit, wie zum Beispiel Stephen Hull der im Jahr 1996 für Buck Knives eine moderne Version der Hinteren Rückenhebelverriegelung entwickelte (U.S. Patent 5,826,340):

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Buck Knives 110

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Puma Medici mit wegklappendem Parierelement

Rückenhebelverriegelung mit innenliegender Feder (Back Lock with internal Spring)

Rückenhebelverriegelung mit innenliegender Feder (Back Lock with internal Spring)

Back Lock with internal Spring_04b_US404

Patentzeichnung

Neben feststehenden Messern und den „Stockman“-Messern mit Rutschgelenksicherung baute die Firma Western Cutlery Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre die Western S-500er Serie mit einer Rückenhebelverriegelung. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie jede andere Rückenhebelverriegelung, der Unterschied liegt aber in der Feder, die am Griffende den Rückenhebel nach oben drückt. Üblicherweise ist es eine frei liegende Blattfeder, bei den Western Modellen ist jedoch eine Drahtfeder, eingepasst in eine Aussparung des Rückenhebels. Diese Bauweise schützt sicherlich den Mechanismus besser vor Verschmutzung, möglicherweise ist die Feder aber weniger belastbar. Für diese neuartige Anordnung der Feder erhielt Lawrence Johnson, ein Mitarbeiter von Western Cutlery, im Jahr 1976 das amerikanische Patent 4,040,181.

Die Western Cutlery wurde 1896 von Charles W. Platt einem englischen Auswanderer aus Sheffield England in Eldridge, Pennsylvania gegründet. Nach seinem Tod im Jahr 1900 führten seine Söhne die Firma weiter. 1911 zog die Firma nach Boulder, Colorado, um den gut gehenden Markt für Messer im Westen der USA zu nutzen. 1978 folgte ein erneuter Umzug nach Longmont, Colorado.

Während des 2. Weltkrieges erweiterte die Firma ihr Angebot und baute Kampfmesser mit damals neuen Materialien wie Aluminium und Plastik, die für Seeleute und den Einsatz in den Tropen geeignet waren. Nach den erfolgreichen 50er und 60er Jahren ergänzte die Firma in den 70er Jahren ihr Angebot mit rostfreien Stählen, künstlichen Griffmaterialen und handgefertigten Bowie Messern. 1984 wurde Western Cutlery von Coleman übernommen, 1991 an Camillus Cutlery verkauft und schließlich 2007 geschlossen.

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Western Cutlery, Western S-531

Erweiterte Rückenhebelverriegelung (Advanced Back Lock)

Erweiterte Rückenhebelverriegelung (Advanced Back Lock)

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Übersichtszeichnung

Die Erweiterte Rückenhebelverrieglung stammt von der Firma Tecnocut, die wie die meisten großen italienischen Messerhersteller in der Messerhauptstadt Maniago ansässig ist. Unter dem Markennamen Viper werden seit der Gründung im Jahr 1987 neue Messermodelle entwickelt und produziert. Die Verriegelung ist eine Weiterentwicklung der klassischen Rückenhebelverriegelung, die keine unter dem Verrieglungshebel liegende Blattfeder verwendet. Stattdessen sitzen zwei stabile Drahtfedern links und rechts unter den Griffschalen, die den Federdruck erzeugen. Sollte doch einmal eine Feder brechen, würde die Verriegelung dennoch funktionieren, da immer noch zweite Feder funktionsfähig ist.

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Viper, Start, mit grünem Leinen-Micarta Griff

Rückenhebelverriegelung mit Griffbackenfreigabe von Cargill (Bolster Actuated Back Lock)

Rückenhebelverriegelung mit Griffbackenfreigabe von Cargill (Bolster Actuated Back Lock)

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Übersichtszeichnungen

Bob L. Cargill entwarf und patentierte im Jahr 1979 (US-Patent 4,173,068) eine verbesserte Rückenhebelverriegelung, die scharfe Kanten und frei liegende bewegliche Teile vermied.

Bolster Actuated Lockback_03_US Patent 4

Patentzeichnungen

Bolster Actuated Lockback_04_US Patent 4

Der Entwurf verwendet einen Verriegelungshebel, der richtungsgleich hinter der Klinge im oberen Teil des Griffes liegt. Sobald die Klinge geöffnet wird, gleitet die unter Spannung stehende Verriegelungsnase um die Klingenwurzel und schnappt in eine entsprechende Aussparung. Dieser Teil entspricht der Hinteren Rückenhebelverriegelung, wogegen die Entriegelungsvorgang unterschiedlich gelöst ist. Die Verrieglungsnase des Rückenhebels liegt zwischen den Griffbacken, wobei die linke Griffbacken mit dem beweglichen Vorderteil des Rückenhebels verbunden ist. Sobald man diese Griffbacke anhebt, wird auch die Verriegelungsnase aus der Verankerung gehoben und die Klinge kann geschlossen werden.

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Frost Cutlery Japan, Arapaho Bolster Lock (Bob Cargill Design) Lockback Knife

Hammerkopfverriegelung (Hammerhead Lock)

Hammerkopfverriegelung (Hammerhead Lock)

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Detailaufnahme

Eine weitere Variante der Hinteren Rückenhebelverrieglung ist die Hammerkopfverriegelung, für die Terry Huang, Kanada, im Jahr 2012 ein Patent erhalten hat (US Patent US 8,286,357). Unter der Nummer US 8,732,958 wurde im Jahr 2014 nochmals ein Patent erteilt. Es scheint sich um rein rechtliche Gründe zu handeln, technische Änderungen sind nicht festzustellen. Der Rückenhebel und die Rückenfeder sind äußerst robust ausgelegt, sind aber mit der Hinteren Rückenhebelverriegelung baugleich. Für die Entriegelung wird aber der vordere Teil des Rückenhebels angehoben.          
In den Patenten sind zwei Ausführungen der Verriegelung beschrieben. Bei der ersten drückt die Rückenfeder den querliegenden Daumenstift in die Aussparung der Klingenwurzel, d. h. die Klinge wird durch den Daumenstift und nicht durch den Rückenhebel verriegelt.  
In die Fertigung ging die zweite, wahrscheinlich stabilere Ausführung. Hier ist die Nase des Rückenhebels etwas größer und hat eine Bohrung durch die der Daumenstift geführt wird. Jetzt schnappt bei offener Klinge auch die Nase des Hebels in die Ausfräsung der Klingenwurzel und verriegelt sie. Der Verriegelungshebel wird dann mit dem Daumenstift angehoben um die Klinge zu entriegeln. Die Entriegelung kann mit dem Daumen der rechten oder linken Hand erfolgen, ohne Gefahr, dass die Finger in den Schwenkbereich der Klinge geraten.           
Ähnlich einer Hinteren Rückenhebelverriegelung drückt eine stabile Blattfeder das rückwärtige Ende des Verriegelungshebels nach oben, wodurch der vordere Teil des Hebels nach unten in die Aussparung der Klingenwurzel einrastet. Die Wahl der üblichen Blattfeder anstelle einer schwächeren Spring- oder Omegafeder und die wenigen Bauteile machen die Konstruktion sehr zuverlässig. Die Bauweise, bei der die Griffschalen problemlos entfernt werden können, erlaubt außerdem ein problemloses Reinigen.

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Patentzeichnungen

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Die Verriegelung wird im M1911 Messer von Ultimate Equipment verwendet und ist an das Aussehen der Pistole M1911 angelehnt. Verstärkt wird der Eindruck durch die Verwendung von Griffschalen und –schrauben aus der Feuerwaffenfertigung. Manchmal liest man, dass der Namensgeber ein Hammerkopfhai ist, dessen Kopf Ähnlichkeit mit dem Zapfen des Verriegelungshebels haben soll. Beim Modell M1911 ist davon nichts zu sehen.

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Remington 1911R1 Klappmesser

Kleckerverriegelung (Klecker Lock)

Kleckerverriegelung (Klecker Lock)

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Übersichtszeichnung

Die Kleckerverriegelung hat eine ähnliche Funktionsweise wie die Hintere Rückenhebelverriegelung allerdings mit wesentlichen Unterschieden, die sich Glenn Klecker im Jahr 2013 mit dem U. S. Patent 8,443,521 schützen ließ. Üblicherweise besteht die Rückenhebelverriegelung mindestens aus einem Rückenhebel mit Sperrhaken, der in eine Aussparung der Klingenwurzel greift und einer Blattfeder, die den Sperrhaken in die Aussparung drückt. Bei der Kleckerverriegelung sind diese Teile Bestandteil des Griffes. Der Griff, der Rückenhebel und die Feder sind aus einem Stück geformt. Der doppelseitige Griff einschließlich der Verriegelungsteile kann bei der Fertigung aus einem Stück Stahlblech ausgestanzt werden, und die spiegelverkehrten Seiten um die Achse des Messerrückens gebogen. Damit wird eine außerordentlich kostengünstige Fertigung möglich.

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Zeichnungen aus dem Patent 8,443,521

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Im Patent wird auch eine zweite Ausführung mit getrennten Griffhälften beschrieben:

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Beim von Glenn Klecker und Brian Tighe entworfenen Modell NIRK Tighe von CRKT wurde die zweiteilige Griffvariante gewählt. Der Griff besteht aus zwei verschraubten Griffhälften die aus 420J2er rostfreiem Stahl gefertigt werden. Das Messer gewann sofort den Designpreis der amerikanischen Klingenmesse 2010 in Atlanta.

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CRKT, NIRK Tighe

Kippverriegelung (Rolox or Rollock)

Kippverriegelung (Rolox or Rollock)

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Übersichtszeichnungen

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“Blackie” Walter W. Collins entwarf im Jahr 1975 ein Messer, genannt „Rolox“, mit einer Kippverriegelung. Das Patent wurde 1981 eingetragen unter der U. S. Nr. 4,265,017. An der Klingenwurzel sitzen hintereinander zwei höhenversetzte Stifte, die beidseitig aus der Klingenwurzel herausragen. Die Stifte laufen in einer leicht gekrümmten, fast über die gesamte Länge laufenden Führung in den Seitenplatinen. Zum Öffnen der Klinge drückt man von oben auf die Klingenwurzel und kippt damit den hinteren Klingenstift aus der Verriegelungsstellung der Führung. Die Klingenspitze wird dadurch angehoben und man kann die Klinge nach vorne schieben, bis die Stifte das vordere Ende der Führung erreicht haben. Zur Verriegelung wird ein Rückenhebel verwendet, den man eigentlich „Bauchhebel“ nennen müsste, weil er an der Unterseite des Messergriffes eingebaut ist. Der Hebel wird wie von Rückenhebelverriegelungen gewohnt, mit einer am Hebelende sitzenden Blattfeder hinter die Klingenwurzel gedrückt, sobald die Klinge vollständig nach vorne geschoben ist. Zur Entriegelung wird der Hebel in eine an der Griffunterseite und am hinteren Ende des Griffes liegende Griffmulde gedrückt.

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Patentzeichnung

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Benchmade, Rolox

Mit dem Rolox als Vorbild entwarf Ende der 90er Jahre Allen Elishewitz das Modell Rollock. Das neugestalte Messer war eher bezahlbar und wurde von CRKT hergestellt. Das preisgünstige Messer hat vielleicht nicht die stabilste Ausführung der Verriegelung, eine Gefahr für die Haltehand besteht jedoch nicht, da Klinge nicht nach unten zuklappen kann. Die Griffschalen sind lichtdurchlässig, was den Blick auf die Bewegung der Verriegelung freigibt.

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CRKT, Rollock

Skorpionverriegelung (Scorpion Lock)

Skorpionverriegelung (Scorpion Lock)

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Detailaufnahme

Die Skorpionverriegelung ähnelt auf den ersten Blick einer am Griffrücken liegenden Rahmenverriegelung. Tatsächlich wird die Klinge aber mit einem äußerlich auffälligem Rückenhebel verriegelt. Der Rückenhebel ist im vorderen Teil über die halbe Länge in der Mitte ausgefräst. An der über der Klingenwurzel liegenden Stelle sind die zwei Hebelseiten mit einem Querbolzen verbunden. Öffnet man die Klinge, schnappt dieser Bolzen in eine Ausfräsung der Klingenwurzel und verriegelt diese. Im hinteren Viertel ist der Rückenhebel schmäler, ohne Ausfräsung und als Blattfeder in den Griff integriert. Diese Blattfeder im Griffende drückt den Hebel im hinteren Teil ach oben und sorgt dafür, dass der Verriegelungsbolzen am vorderen Teil des Hebels in die Klingenwurzel einschnappt. Zum Schließen der Klinge hebt man den vorderen Teil des Hebels an und damit auch den Verriegelungsbolzen. Bei der Schließbewegung gleitet der Bolzen um das hintere runde Ende der Klingenwurzel. Die Bewegung wird schließlich durch einen kleinen Bolzen in der Klingenwurzel gestoppt, gleichzeitig drückt der Verriegelungsbolzen auf die halbrunde Unterseite der Klingenwurzel und verhindert ein zufälliges Öffnen. 
Als zusätzlich Sicherung bei offener Klinge kann man einen querliegenden Schiebebolzen am Griffende nach hinten ziehen und verhindern, dass man den Verriegelungshebel aus der Aussparung in der Klingenwurzel heben kann.

Die Verrieglung wurde von Andrew Demko entworfen und erstmals im Jahr 2015 vorgestellt.

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Andrew Demko, AD-15 - Blue

Hintere Navajaverriegelung (Navaja Back Lock)

Hintere Navajaverriegelung (Navaja Back Lock)

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Detailaufnahme

Der spanische Messermacher Miguel Barbudo verwendet eine weitere Spielart der Hinteren Rückenhebelverriegelung.
Der hintere Teil des Rückenhebels ist in der herkömmlichen Bauweise ausgelegt. Das Vorderteil endet aber nicht in der üblichen Nase, die in die Klingenwurzel einhakt. Vielmehr findet man ein dieser Stelle eine Platte mit einer Aussparung in der Mitte. Die Klingenwurzel dagegen hat an der Oberseite keine Einkerbung, sondern einen Zapfen, der bei offener Klinge in die Aussparung des Rückenhebels einhakt und verriegelt. Im Grunde ist der vordere Teil der Verriegelung der typisch spanischen Schnappverriegelung nachempfunden. Zur Entriegelung wiederum wird der Rückhebel am hinteren Ende nach unten gedrückt, damit hebt sich die Platte am vorderen Ende und gibt die Klinge frei.

Die hochwertigen Messer werden von der Firma WE Knife gefertig.

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WE Knife, Blocao

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